Donnerstag, 11. Oktober 2012

Und sie spielten doch! Fermáta gab bereits 1976 im Physik-Hörsaal der TU Dresden ein Konzert

(Fermáta am 29. Oktober 1976 im Physik-Hörsaal der TU Dresden – hier (v. l. n. r.) Drummer Cyril Zeleňák, Bassist Anton Jaro und Keyboarder Tomáš Berka, versteckt rechts. Fotos (2): Joachim »Joe« Schönberg)

(Gitarrist František Griglák beim selben Konzert)

Mit Bezug auf die Veröffentlichung zur slowakischen Gruppe Fermáta auf Jazz + Sonstiges (8. Januar 2009) teilte uns Joachim »Joe« Schönberg, beruflich heute Server-Administrator in einer Berliner Einrichtung, folgendes mit:

»Es stimmt nicht, dass Fermáta keine Konzerte in der DDR geben konnte. Am 29. Oktober 1976 – ich hatte gerade das Studium an der TU Dresden begonnen – gab es ein Fermáta-Konzert im Physik-Hörsaal des Willers-Baus. Von dem Konzert war ich (der ich Fermáta bereits von einer LP her kannte) sehr begeistert, was später zu weiteren Plattenkäufen führte. Ich habe dort auch fotografiert.«

Schönbergs Erinnerungen konnten schnell erhärtet werden. In der »Universitätszeitung« der TU Dresden (Ausgabe 18/1976, Seite 6) war das Konzert im Veranstaltungsplan des Zentralen FDJ-Studentenclubs für Oktober als »Konzert im Hörsaal mit der slowakischen Gruppe Fermáta, Klassik-Adaptionen im Stile Collegium Musicums – Erstmalig in der DDR!« angekündigt worden. Eine Art Rezension oder Rückblick allerdings gab es danach nicht.

Mathias Bäumel

Mittwoch, 26. September 2012

Nils Weinhold: Substanz statt Mode und Detailqualität statt großer Geste

CD-Tipp: Melodisch schillernd und vielfältig, kompositorisch dicht »gestrickt« und solistisch exzellent – so präsentiert sich das Erstlings-Album »Shapes« des jungen Komponisten und Gitarristen Nils Weinhold. Geschult im Bundesjazzorchester (BuJazzO) unter Peter Herbolzheimer von 2005 bis 2007, sammelte Nils eine Menge Erfahrung in Holland (offenbar prägend der faszinierende Gitarrist Jesse van Ruller!) und in den USA, wo er seit einigen Jahren überwiegend lebt.

Mehr über Nils Weinholds CD »Shapes« bei SCHÖNE TÖNE.

Johanna Elina fasziniert mit wehmütig-einprägsamen Melodien

CD-Tipp: Besonders die Melodien machen es! Etwas wehmütig, auch nachdenklich wirkend, durchaus eingängig und mit Mitsumm-Qualität, nie aber plump oder gar aufdringlich, erinnern sie manchmal an die Melodik eines Helge Lien (z. B. der Titelsong) oder die von Songs Patricia Barbers (besonders »First Time Love«)

Mehr über Johanna Elinas CD »Our garden« bei SCHÖNE TÖNE.

Noëmi Waysfeld: Jazzattitüde, Mediterranes, Shtetl-Hinterhof und Blues der sibrischen Steppen

CD-Tipp: Diese CD ist ein einmaliges Ereignis. Vergangenheit und Gegenwart, versunkene jiddische Kultur und modernes französisches Musikleben, russische Seele und stalinistische Unmenschlichkeit – alles ist darin musikalisch exzellent und emotional tiefgehend erhalten.

Mehr über Noëmi Waysfelds CD »Kalyma« bei SCHÖNE TÖNE.

Sonntag, 6. Mai 2012

Häufig bemüht, aber dennoch irreführend: Vergleich von Omega und Stones als Werbegag

(János Kobor. Quelle: Omega.hu)
(Mick Jagger. Quelle: Wikipedia/Dina Regine)

Omega – die ungarischen Rolling Stones? Werbewirksam wäre eine solche Formulierung natürlich, aber nur für eine Band, die sich von vornherein mit dem zweiten Platz zufrieden gäbe.

Realistisch gesehen lassen sich die beiden Gruppen nur bedingt miteinander vergleichen. Klar – sie sind die beiden ältesten kontinuierlich aktiven Rockbands der Welt und gehören insofern schon in ein- und dieselbe Kategorie; das Konzert am 23. September 1962 im Universitätsklub der Technischen Hochschule (heute längst Universität) Budapest gilt als das Gründungsereignis für Omega, während das Konzert im Marquee-Klub am 12. Juli 1962 die Geburt der Rolling Stones markiert. Eine weitere Gemeinsamkeit eint beide Ensembles: sie profitieren, ja: sie leben von einem außergewöhnlich charismatischen Frontmann – Omega von János Kóbor, die Stones von Mick Jagger.

Welche Rolle eine solch »teuflisch wirkende Rampensau« spielt, wurde an den Animals mit Eric Burdon in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre deutlich – sie hatten keinesfalls die schlechteren Bluesrock-Kompositionen als die Stones, und sicher war Burdon sogar der bessere bluesige Rock-Sänger als Jagger – aber dennoch ließ der magisch-dämonische Jagger den Animals mit Burdons harmlos wirkender Knollo-Art keine Chance.
Auch im Falle Omega sehen die Fans den drahtigen, derwisch-artigen, blond- (nun: grau-) mähnigen Kóbor vor ihrem geistigen Auge, der mit seinem Image des ewig jugendlichen Bösewichts (»Was, der ist fast siebzig??!!«) seine Band immer wieder interessant und anziehend hielt. Und die Magie Kóbors währt – wie die Jaggers – nun schon einige Jahrzehnte.

Nach dem Weggang von Drummer Jozsef Laux und dem spiritus rector von Omega, Gábor Presser, im Jahre 1971 hatte es Omega dem Sänger Kóbor zu danken, dass die ungarische Öffentlichkeit der Band zur Stange hielt. Und wenn zu Recht immer wieder hervorgehoben wird, dass Omega mit dem Kult-Titel »Gyöngyhajú lány« (»Perlenhaariges Mädchen«) Ende der sechziger Jahre eine Komposition im Programm hatte, die als »Schreib es mir in den Sand« für Frank Schöbel und als »White Dove« für die Scorpions eine Art Karriere-Beschleuniger darstellte, darf jedoch nicht vergessen werden, dass dieser Song (wie bis dahin nahezu alle) von Gábor Presser stammt, der seit 1971 nichts mehr mit Omega zu tun hat. Und doch wird auch in der Gegenwart immer wieder vom »Omega-Song Gyöngyhajú lány« gesprochen. Nicht unwesentlich wegen des Charismas Kóbors, der als Ikone der Band Brüche in der Biografie des »ungarischen Nationalensembles« unbedeutend erscheinen ließ.

Omega – die ungarischen Rolling Stones? Klar, eine der allerersten vier Singles von Omega aus dem Jahre 1966 enthielt »Paint it black« von den Stones, aber die anderen Songs waren Cover-Einspielungen von Titeln der Hollies, von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich, von Screamin' Jay Hawkins, Sonny Bono, Herman’s Hermits, Bobby Hebb und sogar Gilbert Becaud. Eine besondere Stones-Affinität ließ sich aus diesem Stil-Durcheinander schon damals nicht herauslesen. Und jene ersten Langspielplatten, die den Ruhm Omegas begründeten, hatten mit der Stones-Ästhetik so wenig zu tun wie dunkelsahniger Hirsch- mit würzig-flüssigem Kesselgulasch. Als die Omegas 1970 mit »Éjszakai országút« (Nächtliche Landstraße) einen bis heute viel zu unterbewerteten Meilenstein intelligenter europäischer Rockgeschichte aufnahmen, hatten die Stones eine schöpferische Pause. Ihr Wendepunkt hin zu künstlerischen Höhen, der ein Jahr später mit »Sticky Fingers« kam, stand ihnen noch bevor. Omegas und Stones waren auch damals schon einander stilistisch kaum nahe, aber es gab wenigstens, wenn man so will, mit »Éjszakai országút« einen Etappensieg für die Ungarn. Zu weiteren jedoch sollte es für Kóbor und Co. nicht mehr reichen.

Deutlich hörbar war besonders seit Pressers Weggang 1971, dass Omega-Ikone János Kóbor, anders als Mick Jagger, keinerlei Blues-Wurzeln hatte, nicht zu den Verfechtern des beinharten Bluesrock gehörte und von Anbeginn an eine Vorliebe für Klassik und große Musiktheaterinszenierung pflegte. Jede Verdi-Oper sei ihm musikalisch lieber als ein Schwarzer, der zur Gitarre aus seinem zahnlückenbehafteten Mund die Klage über das Fehlen der Liebsten herausquetscht, erklärte Kóbor einem Journalisten. Weit geschwungene, große, schöne Melodien, ein Markenzeichen von Omega, könnten Ausdruck dieser Neigung sein.

Während die Stones in der zweiten Hälfte der siebziger und der ersten Hälfte der achtziger Jahre mit Platten wie »Some Girls«, »Emotional Rescue«, »Tattoo You« und »Undercover« sehr erfolgreich versuchten, neue Tendenzen aus Punk, Reggae und New Wave in ihre bluesgetränkte Musik einfließen zu lassen, wandte sich Omega dem künstlerisch eher retrospektiv und schwerfällig wirkenden, schwülstigen Space-Rock zu – eine Entwicklung, die sicher auch mit Entscheidungen ihres damaligen deutschen Labels Bellaphon zu tun hatte. »Wir haben die Nase vom Kosmos-Rock voll«, sang schon Anfang der achtziger Jahre Udo Lindenberg – Omega hat das entweder nicht gehört oder nicht verstanden.

Seit »Sticky Fingers« waren die Stones eine Marke, symbolisiert auch durch das rechtlich geschützte Logo der ausgestreckten Zunge. Zur »Marke« gehören natürlich auch die Ikone Mick Jagger und die Gitarren-Riffs Keith Richards’.

Omega dagegen verlor das Böse-Buben-Image ebenso wie das einer »harten« Gitarren-Rockband, mit dem Blues hatten es die Ungarn ohnehin noch nie. Auch nach dem Auslaufen des Bellaphon-Vertrages 1980 blieb es bei einer Nähe zu Keyboard-Bombast und Synthesizer-Rock. 1989 kam der überragende Gitarrist Tamás Szekeres als ständiger Gast in die Band, was jedoch keinen Schwenk der Grundästhetik einläutete. Omega blieb der Inbegriff für eine ungarische Mischung von Symphonic-, Space und Progressiv Rock; die Band ist weit näher an einem rockig eingefärbten Rick Wakeman, an Camel, Hawkwind oder auch Marillion dran als an den Stones.

Doch wer würde einen solchen Vergleich schon gern hören?

Mathias Bäumel

Donnerstag, 12. April 2012

50 Jahre ungarische Kultband Omega – die visuelle Seite des Jubilars wirkt kritikwürdig

(»Omega Rhapsody« mit fragwürdig wirkender Schriftgestaltung.)

(Schriftgestaltung der Pressemitteilung zur auf »Omega Rhapsody« beruhenden Tournee.)


Die ungarische Kultband Omega, die vielen älteren Damen und Herren besonders aus der DDR ein treuer Rockbegleiter über Jahrzehnte hinweg war, feiert 2012 ihren 50. Geburtstag.
Eine Jubiläums-Doppel-CD ist eben erschienen und eine Jubiläums-Tour mit den Stücken der »Omega Rhapsody«-CD von 2010 im Konzertprogramm wird stattfinden. Anlass genug, einmal zurückzublicken. Schließlich will man sich als Journalist im Vorfeld der Jubiläumsereignisse und für einen Vorbericht kundig machen.

Anlass zurückzublicken – auch ganz wörtlich gemeint. Zurückzublicken auf Omega-Logos, Omega-Plakat- und Omega-Schriftgestaltungen sowie auf die Grafik der offiziellen Omega- Internetseite.

Was da sichtbar wird, zeugt von einem ästhetischen Durcheinander, von Sorglosigkeit und Altertümelei beim Grafikdesign. Kleider machen Leute? Ich fürchte mittlerweile: ja. Zumindest in dem Sinne, dass man aus dem Corporate Design einer Band durchaus auf deren Selbstverständnis schließen kann.

Da wird der Bandname manchmal einzig mittels des griechischen Buchstabens Ω visualisiert, bei anderen Gelegenheiten – bei welchen, scheint willkürlich entschieden – durch den Schriftzug »Omega«.
Im ersten Fall wiederum geistern typografisch ganz verschieden gestaltete Ω-Zeichen durch die Plattencover, Plakate, Internetseiten und Pressematerialien, im zweiten Falle scheinen die Grafiker den Ehrgeiz gehabt zu haben, möglichst viele verschiedene »wild wuchernde« Schriften auszuprobieren. Die verwegene Vielfalt kann man insbesondere auf den Hüllen der Omega-Singles und denen von Zusammenstellungs-Platten erkennen – zu sehen auch auf der Omega-Homepage (falls die funktioniert).

Diese Omega-eigene Web Site – konzipiert für Nutzer in heutiger Zeit – »besticht« links oben mit einem grafischen Leitelement, nämlich der rund angelegten, von symbolischen Flammen umkränzten Wort-Bild-Marke »Omega« in der Ästhetik von Hüllengestaltungen von Omega-Singles aus der ersten Hälfte der siebziger (!) Jahre. Gleich darunter eine zweite »Omega«-Wort-Bildmarke (beides zusammen nebenstehend) sowie daneben (hier nicht abgebildet) eine dritte »Omega«-Wort-Bildmarke in einem nochmals anderen Design. Da bleibt nur Kopfschütteln.

Noch problematischer wird es, wenn eine willkürlich zusammengefummelte Ästhetik inhaltliche Fehler transportiert. Die deutsche Pressemiteilung zur Tour 2012 ist überschrieben mit – falsch – »50 Jahre Omega Rhapsody« und deren zweite Seite mit – richtig – »50 Jahre Omega«. Aber unmittelbar unter dem Schriftzug »50 Jahre Omega« ist ein Bild platziert, das nicht Omega zeigt, sondern lediglich zwei Mitglieder der Band gemeinsam mit Studiomusikern, die an der CD-Aufnahme »Omega Rhapsody« beteiligt waren.

Auch dass dabei die abenteuerlich anmutende Typografie für die Hauptzeilen dieser Pressemitteilung zur »Rhapsody«-Tour wiederum völlig anders als die ebenfalls fragwürdig wirkende Schrift der CD-Titelgestaltung »Omega Rhapsody« gewählt wurde (Bilder ganz oben), zeigt schmerzlich, dass die Band kein eigenes, treffsicheres visuelles Image gefunden hat.

Und dabei habe ich über die Entwicklung des Grafikdesigns der Plattenhüllen noch gar nicht gesprochen … Wenn Omega einst Glanzpunkte im Plattenhüllendesign aufweisen konnte (die Hüllen zu »10.000 Lépes«, »Éjszakai országút« und »Elö Omega«), scheint die Band seit der peinlich gestalteten Hülle für ihre achte LP »Csillagok útján« (auf der die Musiker in einer Art Fantasie-Nachtwäsche gekleidet zu sehen sind) auf das Niveau einfallsarmer Üblichkeiten abgerutscht zu sein.

Das Omega-Jubiläumskonzert in Dresden findet am 12. Mai 2012 im Kulturpalast statt. Näheres beim Bernd Aust Kulturmanagement.

Die hier gezeigten Bilder entstammen sämtlich Omega-eigenen (Homepage) oder Omega-nahen (Management Nagy) Medien, die extra für Publiziät, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit produziert wurden. Alle Rechte jeweils dort. Sollten mit dieser Veröffentlichung dennoch Rechte verletzt worden sein, bin ich gern zu Absprachen und Korrekturen bereit. Abruf der Omega-Homepage am 11. April 2012.

Mittwoch, 21. März 2012

38. Freiberger Jazztage bieten ein attraktives und vielseitiges Programm auch für die Region an

Die Band Kaze gehört zu den Höhepunkten im Programm des Festivals. (Foto: Alex Noclain)

Am 18. April 2012 startet die 38. Ausgabe der Freiberger Jazztage mit einem Konzert der seit 1992 in Deutschland lebenden schwarzen Kult-Sängerin Twana Rhodes. »Jazz muss Spaß machen«, hebt die weltweit erfolgreiche Musikerin hervor; das hat sie sowohl mit ihren zahllosen eigenen Konzerten als auch an der Seite von George Benson und Al Jarreau ganz praktisch bewiesen.

Die Rhodes-Show ist Auftakt für insgesamt neun Konzerte, einen Jazz-Brunch und einem Jazzfilm-Abend mit insgesamt neun Bands bzw. Solokünstlern.

Bemerkenswert, dass die Ausrichter aus der Hochschulstadt – nun schon eine kleine Tradition – auch etwas für das Umland tun. Das Programm »Klassik meets Jazz« der Mittelsächsische Philharmonie wird nicht nur in der Nikolaikirche Freiberg, sondern auch in der Fichteschule Mittweida und im Theater Döbeln aufgeführt.

Auch für Kinder ist diesmal wieder etwas dabei.

Die britische Band Led Bib (vor einem knappen Jahr schon einmal in der Dresdner »Tonne«) gehört zu den »Fackelträgern« der gegenwärtigen Szene. Ihre Klangreferenzen reichen von Metallica und Northern Soul bis zu Ornette Coleman und der New Yorker Downtown-Szene. Dem renommierten Magazin The Wire blieb dazu nur eins zu sagen: »Das ist der Sound einer Band, die Spaß am Spielen hat … die gehen los wie eine glühende Kettensäge durch Butter!« Zusammen mit dem eher kammermusikalischen, dennoch äußerst kraftvoll agierenden Maxime-Bender-Quartett aus Luxemburg ergibt das einen spannungs- und kontrastreichen Auftaktabend am 20. April 2012 im Theater Freiberg.

Das Solo-Konzert der japanischen Pianistin Satoko Fujii am Nachmittag des 21. April 2012 sowie das Abendkonzert desselben Tages mit der Band Atmospheres sowie dem internationalen Quartett Fujiis (gemeinsam mit ihrem Ehemann-Trompeter Natsuki Tamura) – ebenfalls im Theater – dürften zu Höhepunkten zeitgenössischer Jazz-Kunst werden.

Am Nachmittag des 22. April 2012 beschließt ein exotisches, tiefsinniges und ganz besonderes Trio das Festival. In der Petrikirche tritt das Haig-Yazdjian-Trio auf. Oud-Spieler Yazdjian ist Armenier; er wurde in Syrien geboren und lebt seit fast 25 Jahren in Griechenland. Mit seinem Trio fand er einen einzigartigen Weg, um verschiedene musikalische Einflüsse des östlichen Mittelmeerraumes mit kreativen modernen Elementen zu verbinden.

Die ersten Freiberger Jazztage – gemeinsam ausgerichtet vom dortigen Studentenklub und dem Hörfunksender »Stimme der DDR« – fanden 1970 statt. Danach dauerte es bis 1974, als die 2. Freiberger Jazztage, ab nun ohne den Rundfunk veranstaltet, die Bergakademie zum Klingen brachte . . .

Seitdem gab es dieses bis heute deutschlandweit einzige Jazzfestival an einer Hochschule jährlich – mit Ausnahme von 1991, da »in dieser Zeit wohl der kulturelle Tiefpunkt im Osten Deutschlands erreicht war«, wie man auf der Homepage des Festivals noch heute lesen kann. »Der Jazzclub in Freiberg war damals vom Winde verweht und der Studentenclub rang ums Überleben.« Gefahren für die Freiberger Jazztage gab es später noch einmal. Nach der Insolvenz des Studentenclubs im Jahre 2006 sprang aber das Studentenwerk als Träger für die IG Jazz ein und die Organisation des Festivals, das heuer zum 38. Male stattfindet, scheint seither gesichert.

M. B.

Alle Infos zum Programm, zu Tickets und zum Vorverkauf hier.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Das »Tonne«-Logo und die römisch-christliche Rückeroberung der Iberischen Halbinsel


(Maurisches Ornament – TKLDesign)

Zum Thema der Art und Weise der Einführung des nunmehrigen Logos des Dresdner Jazzclubs Tonne ist mir gestern abend folgende Geschichte erzählt worden:


Die einstige Hauptmoschee in Cordoba – al-Dschāmiʿ al-kabīr / Dschāmiʿ Qurṭuba – aus der Epoche des maurischen Spaniens (erbaut von 784 bis 987) zählte zu den prächtigsten und spirituellsten Gebäuden Europas jener Zeit.

Im Zuge der schrittweisen Rückeroberung der Iberischen Halbinsel durch die römische Christenheit vom 8. bis zum 16. Jahrhundert wurden viele Moscheen zu christlichen Kirchen umgebaut.

Nachdem das faszinierende Gebäude der Dschāmiʿ Qurṭuba bereits 1236 zur christlichen Kirche geweiht wurde, begann im Jahre 1523 der entscheidende Umbau von Cordobas glanzvoller ehemaliger Hauptmoschee zur Kathedrale.

Die Umbauten stießen schnell auf den energischen Widerstand des Stadtrates und der Bevölkerung von Córdoba, konnten aber schließlich doch durchgesetzt werden, da der Habsburger Kaiser Karl V. (Karl I. von Spanien) letztlich den Umbau billigte.

Als Karl V. jedoch das Ergebnis sah, soll er seine Umbau-Genehmigung bereut und gesagt haben: »Ihr habt etwas zerstört, was einmalig war, und habt stattdessen etwas hingesetzt, das man vielfach auch andernorts antreffen kann.«

Leider hat Karl V. nach (kirchen)politischen Überlegungen entschieden, anstatt sich von seinem künstlerisch-fachlichen Urteilsvermögen leiten zu lassen. Die Moschee als Ganzes in ihrer einstigen überwältigenden Pracht war unwiederbringlich verloren.

Mathias Bäumel

Mittwoch, 25. Januar 2012

Dresdner Jazzclub Tonne will sein umstrittenes Logo trotz vieler Kritiken beibehalten

Das derzeitige, umstrittene Logo des Dresdner Jazzclubs Tonne bleibt, wie es ist. Auch an eine Überarbeitung des gesamten Corporate Designs des Klubs ist gegenwärtig nicht gedacht. Allenfalls marginale Veränderungen im Rahmen des jetzigen Designs seien möglich. Das geht aus Antworten der Klubleitung auf Anfragen im Vorfeld eines letztlich für den 9. Januar 2012 geplanten Treffens zwischen Logo-Kritikern und »Tonne«-Vorstand hervor.

Dieses Treffen war Mitte April 2011 im Rahmen einer Veröffentlichung der Logo-Kritiken in Aussicht gestellt worden, jedoch ohne konkrete Terminfixierung.

Obwohl knapp ein dreiviertel Jahr später schließlich für den 9. Januar 2012 anberaumt, fand es dann doch nicht statt. Einige der Eingeladenen meldeten sich gar nicht erst an, weil sie wegen der außergewöhnlich langen Wartezeit bis zum Gesprächstermin resignierten und den Eindruck hatten, der Jazzclub spiele ohnehin bloß auf Zeit, andere sagten kurzfristig ab, als die »Tonne«-Leitung knapp zuvor klarstellte, dass es keineswegs um erste Schritte zur Veränderung des gegenwärtigen umstrittenen Logos gehen soll, erst recht nicht um die erhoffte Rückkehr zum Logo von Jürgen Haufe, sondern lediglich darum, »ins Gespräch zu kommen«.

Gesprächsangebote jedoch hatten Kritiker des neuen Logos schon unmittelbar nach dessen Einführung Anfang November 2010 gemacht und sich persönlich oder per E-Mail mit Kritiken, Argumenten (zum Beispiel die hier) und Fragen an die »Tonne« gewandt, liefen damit jedoch »gegen eine Wand«.

Die Einführung dieses Logos Anfang November 2010 hatte damals eine ungewöhnlich große Zahl von kritischen Einschätzungen, in wenigen Fällen sogar wütende Proteste, in einem Fall sogar einen Klubsaustritt nach sich gezogen.

M. B.