Freitag, 5. Februar 2010

Von der Zerbrechlichkeit des Seins oder dem Wandeln auf schmalem Grat

Das 6. Festival JAZZWELTEN findet vom 19. bis zum 27. März 2010 zum Thema „Fragilitas“ in Dresden statt


(Gary Lucas improvisiert zu den JAZZWELTEN 2010 - wie hier im Bild in Malaga 2009 - zu Avantgarde-Filmen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Foto: PR)

Das Programm des 6. JAZZWELTEN-Festivals des Jazzclubs Neue Tonne steht. Das Festival, das diesmal unter dem Motto „Fragilitas“ vom 19. bis zum 27. März 2010 im Clubkeller des Jazzclubs Neue Tonne, im Clara-Schumann-Saal des Kulturrathauses und im Filmtheater Schauburg stattfindet, bietet trotz wiederum sehr beschränkter Finanzen innovative Musikprojekte – diesmal nicht selten aus den Grenzgebieten zwischen melodischen, zarten Improvisationen und elektronischer Musik – sowohl mit gestandenen Größen des internationalen zeitgenössischen Jazz als auch mit jungen, experimentierfreudigen Nachwuchsmusikanten.

Premieren (so hat der Sizilianer Francesco Cusa die Musik für den Auftritt mit seiner Band Skrunch extra im Auftrag der „Tonne“ zum Thema „Amoklauf“ komponiert) und Improvisationen zu Filmen – diesmal mit Gary Lucas zu Avantgarde-Filmen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – gehören ebenfalls wieder zum Programm. Auch das instrumentengeschichtlich erste elektronische Musikinstrument überhaupt, das Theremin, bekommt mit der audio-visuellen Show von Barbara Buchholz und pedda Borowski einen Hauptauftritt.

Die Macher des Programms, Dr. Helmut Gebauer und Steffen Wilde, wollen Musik vorstellen, die von der Zerbrechlichkeit des Seins oder dem Wandeln auf schmalem Grat „erzählt“. Ein existenzielles Thema unserer, aber bei weitem nicht nur unserer Zeit. Gebauer: „In diesem Thema schwingt auch nicht nur Schwermut mit, sondern ebenso Leichtigkeit, Verspieltheit, Glück, immer aber auf schmalem Grat. Das Gefühl, in einer fragilen Welt zu leben, der äußeren wie der inneren, hat viele Facetten. Es kann uns begegnen als Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, aber auch als Freude, sich in ein ungewisses Neues vortasten zu können. Das Wandeln auf schmalem Grat erzeugt Angst, aber auch Lust, und eine Vielzahl von Nuancen zwischen diesen Polen. Es kann belasten, aber auch befreien.“

Und mit einem ganz speziellen Befreiungsschlag startet auch das Festival – die Jerseyband zeigt am ersten Tag, wie umwerfend und gnadenlos Hard Core klingt, wenn er mit Trompete, drei Saxofonen, Gitarre, Bass und Schlagzeug gespielt wird.

Conny Bauer kombiniert in seinem Solo-Konzert „Der gelbe Klang“ Posaune mit Live-Elektronik, Lorenz Raabs Blue spüren in intelligenten und verblüffenden Instrumentierungen einer silbrigen Wehmut nach und erinnern damit, ob gewollt oder ungewollt, auch an Miles Davis. Der holländische Grotesk-Vokalkünstler Jaap Blonk wird Stargast der JAZZWELTEN-spezial-Vocal-Night, und Lou Reeds Lieblingsband Lucibel Crater aus New York verzaubert die Konzertbesucher mit Sounds an der Schnittstelle von Rock, Jazz, Kammermusik und Electro. Sie sind Meister darin, durch Loops und Live-Overdubs vielschichtige Songs mit verblüffenden Grooves und faszinierenden Klängen voller Ecken, Kanten und Hintertüren entstehen zu lassen.

Und schließlich gibt es auch eine Art „Feature-Ring Spezial“ mit dem Turntable- und Perkussionskünstler-Duo Christopher Rumble.

Das Gesamtprogramm sowie alle Infos – auch zum Ticketbezug – findet man auf der JAZZWELTEN-Seite des Jazzclubs Neue Tonne Dresden oder gleich über www.jazzwelten.de.

M. B.