Donnerstag, 26. Januar 2012

Das »Tonne«-Logo und die römisch-christliche Rückeroberung der Iberischen Halbinsel


(Maurisches Ornament – TKLDesign)

Zum Thema der Art und Weise der Einführung des nunmehrigen Logos des Dresdner Jazzclubs Tonne ist mir gestern abend folgende Geschichte erzählt worden:


Die einstige Hauptmoschee in Cordoba – al-Dschāmiʿ al-kabīr / Dschāmiʿ Qurṭuba – aus der Epoche des maurischen Spaniens (erbaut von 784 bis 987) zählte zu den prächtigsten und spirituellsten Gebäuden Europas jener Zeit.

Im Zuge der schrittweisen Rückeroberung der Iberischen Halbinsel durch die römische Christenheit vom 8. bis zum 16. Jahrhundert wurden viele Moscheen zu christlichen Kirchen umgebaut.

Nachdem das faszinierende Gebäude der Dschāmiʿ Qurṭuba bereits 1236 zur christlichen Kirche geweiht wurde, begann im Jahre 1523 der entscheidende Umbau von Cordobas glanzvoller ehemaliger Hauptmoschee zur Kathedrale.

Die Umbauten stießen schnell auf den energischen Widerstand des Stadtrates und der Bevölkerung von Córdoba, konnten aber schließlich doch durchgesetzt werden, da der Habsburger Kaiser Karl V. (Karl I. von Spanien) letztlich den Umbau billigte.

Als Karl V. jedoch das Ergebnis sah, soll er seine Umbau-Genehmigung bereut und gesagt haben: »Ihr habt etwas zerstört, was einmalig war, und habt stattdessen etwas hingesetzt, das man vielfach auch andernorts antreffen kann.«

Leider hat Karl V. nach (kirchen)politischen Überlegungen entschieden, anstatt sich von seinem künstlerisch-fachlichen Urteilsvermögen leiten zu lassen. Die Moschee als Ganzes in ihrer einstigen überwältigenden Pracht war unwiederbringlich verloren.

Mathias Bäumel