Dienstag, 11. August 2009

Sächsische Kulturstiftung gibt 2009 mehr Geld für Jazz als im Jahr zuvor


Wie funktioniert die Klaviatur der sächsischen Jazzförderung? Trotz Aufstockung bleibt diese Musik ein Stiefkind: Im Jahre 2008 betrug der Anteil der Jazzförderung am Fördervolumen Darstellende Kunst/Musik lediglich etwa 7 Prozent. (Foto: Christian Seidel/pixelio)

Für die Förderung von Jazz und improvisierter Musik gibt die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen im Jahre 2009 78.200 Euro aus. Das sind 9.000 Euro mehr als im Jahr davor. Regional gesehen sind dabei Leipziger Veranstalter die Gewinner – 2009 fließen 24.000 Euro mehr als noch 2008 in Leipziger Projekte, während Chemnitzer und Dresdner Projekte mit 15.000 Euro weniger als 2008 von der sächsischen Kulturstiftung gefördert werden.

In Dresden vorgenommene Einsparungen gehen vornehmlich zu Lasten innovativer und künstlerisch freier Projekte. So erhielt das Jazzwelten-Festival des Jazzclubs Neue Tonne weniger, das Festival Frei Improvisierter Musik der Blauen Fabrik überhaupt keine Förderung. In Dresden von einer Kürzung verschont geblieben sind dagegen die eher auf konventionelle und mehrfach eingeführte Programmpunkte orientierten Jazztage Dresden der kommerziellen Agentur Grandmontagne.
Jedoch profitieren in Leipzig gerade innovative und künstlerisch freie Projekte von finanzieller Aufstockung und Umverteilung der Gelder der sächsischen Kulturstiftung.

Damit unterstützen diese Förderentscheidungen im Gegensatz zu den Intentionen der antragstellenden Dresdner Veranstalter die in der Öffentlichkeit vorgefassten Meinungen vom kreativen Leipzig und dem eher konservativen Dresden.

Auch das innovative, zeitgemäße Telekommunikationstechnik einbeziehende Improvisationsprojekt zur Chemnitzer Jazzakademie (B.I.G. Verein zur Förderung der musikalischen Bildung e. V.) erhielt keine Förderung, während das auf musikpädagogische Ziele und stilistische Breite orientierte Leipziger Improvisationsfestival des erst vor kurzem von Berlin nach Leipzig umgezogenen Deutschen Instituts für Improvisation e. V. sofort mit 8000 Euro gefördert wurde.

Im Jahre 2008 bearbeitete der Fachbeirat Darstellende Kunst und Musik 261 Anträge, davon wurde die reichliche Hälfte (139) mit einer Fördersumme von zusammen 1.031.623,65 Euro positiv beschieden.

Als Teil dessen ist die Förderung des Jazz und der improvisierten Musik verschwindend gering. Der Anteil der Jazzförderung am Fördervolumen Darstellende Kunst/Musik betrug 2008 lediglich etwa 7 Prozent. Im Jahre 2009, für das exakte Zahlen noch nicht vorliegen, „haben wir einen ähnlichen Zahlenkorridor“, wie der stellvertretende Stiftungsdirektor Dr. Manuel Frey sagt.

Der Fachbeirat Darstellende Kunst und Musik der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen sichtet die eingehenden Förderanträge und erarbeitet für die jährlich zwei Förderperioden jeweils eine Empfehlung. Diese Empfehlung werde dann vom Vorstand „nahezu immer“, wie Frey erläutert, übernommen und zur Förderung beschlossen.

Die Mitgliedschaft im Fachbeirat läuft über drei Jahre, auch, „um Verkrustungen zu vermeiden, neues Wissen zu berücksichtigen und von neuen Sichtweisen profitieren zu können“, so Frey.

Der aktuelle Fachbeirat Darstellende Kunst und Musik, der auch die Jazz-Anträge der nächsten Förderperiode begutachtet, hat sieben Mitglieder, darunter vier Fachleute für Theater und Tanz sowie drei für Musik: den Leipziger Kirchenmusikfachmann Professor Christoph Krummacher, den Musikhistoriker und Schütz-Fachmann Professor Matthias Herrmann aus Dresden und den jungen Leipziger Komponisten Christian FP Kram.

(M. B.)