Donnerstag, 30. Oktober 2008

Blick in die Zukunft des Jazz – Das Contemporary Noise Sextet aus Polen

Am 6. Dezember 2008 findet das Auftaktkonzert für das Festival JAZZWELTEN 2009 »Spannungsfelder« statt



(Contemporary Noise - noch als Quintet; Foto: Szulc)

Am Anfang waren sie fünf. Als Contemporary Noise Quintet setzten die wagemutigen jungen Polen mit der Premieren-CD „Pig inside the Gentleman“ jenen poetischen Weg fort, der in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts von solchen Jazz-Klassikern wie Krzysztof Komeda und Andrzej Kurylewicz eröffnet und beschritten wurde. Ein kräftiger und wilder Sound und dabei gleichzeitig mit erhebenden und inspirierenden Themen, die das Flair von Filmmusik schaffen. Das Contemporary Noise Quintet sei nicht das, was der Name impliziere, schrieb vor zwei jahren die Jazz-Internetplattform AllAboutJazz. »Die Jungs spielen Jazz in der Art und Weise, wie gerade sie es für richtig halten. Und das bedeutet, ihn mit vielen Ausdrucks- und Spielweisen anzureichern.« Und das tun sie mit viel Finesse, mit unvergleichlichem Geschick und einem großen Sinn für Humor. Die Musik dieser Gruppe ist eine interessante Mischung von Jazz, Filmmusik und freier Improvisation. Sie ist auch echt „noise“: ein lauter und mutiger Balanceakt zwischen Melancholie, Geheimnis und lebendigem Rocksound. Das Ineinanderfließen von Klängen verschiedener Instrumente kreiert einen so energetischen Groove, dass es einem schwindlig werden kann. – Jazz von heute!
Seit wenigen Monaten hat sich die Band zum Sextet vergrößert und eine neue CD eingespielt, mit deren Musik das Sextet nun tourt – „Unaffected Thought Flow“.
Das Konzert des Contemporary Noise Sextets am 6. Dezember im Dresdner Jazzclub Neue Tonne ist der Auftakt für das 5. Festival JAZZWELTEN 2009, das die „Tonne“ unter dem Motto „Spannungsfelder“ vom 20. bis 28. März 2009 veranstaltet. Zu diesem Konzert des Contemporary Noise Sextets wird der Dresdner Jazzclub den Stand der Programmplanung für die 2009er JAZZWELTEN-Ausgabe vorstellen.

Montag, 27. Oktober 2008

Kazutoki Umezu kommt mit seiner wuchtig rockigen Kiki Band in den Jazzclub Neue Tonne Dresden


Zweifellos ist Kazutoki Umezu (2. v. l.) einer der produktivsten und wichtigsten Bläser, nicht nur Japans, sondern weltweit. Er hat in über 30 Ländern Konzerte gegeben, ist auf Festivals wie Moers, Vilnius, New York, Tokio, Singapore aufgetreten und hat mit einer großen Zahl von Musikern/Bands gespielt wie Mal Waldron, Lester Bowie, Olu Dara, Oliver Lake, David Murray, Rashid Ali, Peter Brötzmann, John Zorn, Tom Cora, Samm Bennett, Wayne Horvitz, Marc Ribot, B.B. King... Eine unglaubliche Liste, die zeigt, welchen Stellenwert Umezu als Bläser besitzt, welchen Respekt er unter Kollegen genießt und letztlich auch seine Lust verdeutlicht, Grenzen aufzulösen, zu experimentieren und zu improvisieren. Alles ist bei ihm in ständigem Fluss, nur der Sound seines Saxofons, seiner Klarinette ist konstant, klar, schön, stark, temperamentvoll und oft voller Humor.


Dies und noch viel mehr zu Umezu schreibt Olaf Maikopf über die anstehende Tournee der Kiki Band. Wer nicht nur lesen, sondern auch hören will, der kann dies tun: Am 31. Oktober (21 Uhr) konzertiert Umezu + Kiki im Jazzclub Neue Tonne Dresden!

Montag, 13. Oktober 2008

Glanzlichter zwischen Jazz, Blues und Pop






Anthimos Apostolis. (Foto: PR)

12. Internationales Budweiser Budvar Jazz- und Bluesfestival in Aussig (Ustí nad Labem) startet am 16. Oktober 2008


Vom 16. Oktober 2008 bis 18. Oktober 2008 sowie am 21. Oktober 2008 findet in Aussig (Ustí nad Labem) das Internationale Jazz- und Bluesfestival statt - übrigens bereits zum zwölften Mal. Nach wie vor gestalten die Macher um Ivan Dostál ein Festival, dessen Schwerpunkt auf Jazzrock, Souljazz sowie verschiedenen Formen des Blues liegt.
Höhepunkte in diesem Jahr sind sicher die Konzerte des Apostolis Anthimos Trios, des Deep Blue Organ Trios, des Freddie Cole Quartets, der Carl Palmer Band, von Roger Chapman and the Shortlist sowie - am 21. Oktober 2008 - von Erik Truffaz.

Anthimos Apostolis war einst einer der großartigsten Gitarristen von Niemen und 1971 Gründungsmitglied der Kultband SBB (Silesian Blues Band) – heute brilliert er längst mit seinem eigenen Jazztrio, zelebriert magisch-entspannte, in großen melodischen Bögen konzipierte Gitarrenimprovisationen.
Chris Foreman spannt auf seiner Hammond im Deep Blue Trio einen stilistischen Bogen von einer bedächtigen „Light My Fire“-Interpretation bis zu fingerflink vorgetragenen Up-Tempo-Kansas-City-Jump-Titeln.
Freddie Cole ist der jüngere Bruder von Nat King Cole und der Onkel von Natalie Cole – sein Ray-Charles-ähnlicher Gesang und sein federndes, relaxtes Piano-Spiel begeistert seit vielen Jahren das Jazzpublikum beiderseits des Atlantik.
Interessant bei Carl Palmer ist, dass dessen Trio die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky in einer bis dahin für dieses Werk unüblichen Besetzung aufführt – nämlich ohne dräuende, sound-kitschige Bombast-Keyboards, sondern als harte Rockband mit Drums, Bassgitarre und E-Gitarre.
Magic Slim ist mit seiner Band The Teardrops einer der bekanntesten Vertreter des „West Side Chicago Blues“ – wenn er am Sonnabend, den 18. Oktober 2008 aufspielt, wird der Saal wohl übersprudeln – und das Publikum für Roger Chapman and the Shortlist so richtig „weichgekochen“.
Gewissermaßen als Festival-Nachkonzert tritt Erik Truffaz am Dienstag, den 21. Oktober 2008 (20 Uhr) mit seinem Stammquartett auf, das erst vor einem Jahr die aktuelle Truffaz-CD „Arkhangelsk“ veröffentlicht hat – zu hören sind Experimente im Spannungsfeld zwischen Jazz, Elektronik, modernen Club-Grooves, Rock-, Pop- und Ethno-Elementen; Erik Truffaz geht mit diesen Songs enger denn je auf Tuchfühlung mit anspruchsvollem Pop.

Die Förderung des Jazznachwuchs durch den Junior-Jazz-Wettbewerb, der gemeinsam mit der Tschechischen Jazzgesellschaft ausgerichtet wird, gehört zu den Kontinuitäten, mit denen das Festival brilliert. In den Endausscheid, der am Donnerstag, den 16. Oktober 2008 (ab 19 Uhr) ausgespielt wird, haben es vier Bands geschafft. Mit dem Trio Ring auch eine in Dresden mittlerweile namhafte Nachwuchsband, die vor allem für ihre eigene Konzertreihe „Feature-ring“ bekannt geworden ist. Die weiteren teilnehmenden „Junior“-Bands sind das Switch On Quintet und Biotone, beide aus Polen, sowie Mocca Malacco aus Tschechien.

Insgesamt treten an den drei Festival-Abenden 15 Bands mit Musikern aus acht Ländern auf.
Neu sind diesmal zwei Dinge: Das Festival heißt nun „Budweiser Budvar Jazz & Blues Festival“ und die Samstagskonzerte am 18. Oktober finden im deutlich größeren und renovierten Kulturhaus von Aussig statt. Detaillierte Angaben über sämtliche Konzerte sowie zu den Tickets findet man - trotz der tschechischen Sprache ganz gut verstehbar - auf der Internetseite des Festivals.