Donnerstag, 12. April 2012

50 Jahre ungarische Kultband Omega – die visuelle Seite des Jubilars wirkt kritikwürdig

(»Omega Rhapsody« mit fragwürdig wirkender Schriftgestaltung.)

(Schriftgestaltung der Pressemitteilung zur auf »Omega Rhapsody« beruhenden Tournee.)


Die ungarische Kultband Omega, die vielen älteren Damen und Herren besonders aus der DDR ein treuer Rockbegleiter über Jahrzehnte hinweg war, feiert 2012 ihren 50. Geburtstag.
Eine Jubiläums-Doppel-CD ist eben erschienen und eine Jubiläums-Tour mit den Stücken der »Omega Rhapsody«-CD von 2010 im Konzertprogramm wird stattfinden. Anlass genug, einmal zurückzublicken. Schließlich will man sich als Journalist im Vorfeld der Jubiläumsereignisse und für einen Vorbericht kundig machen.

Anlass zurückzublicken – auch ganz wörtlich gemeint. Zurückzublicken auf Omega-Logos, Omega-Plakat- und Omega-Schriftgestaltungen sowie auf die Grafik der offiziellen Omega- Internetseite.

Was da sichtbar wird, zeugt von einem ästhetischen Durcheinander, von Sorglosigkeit und Altertümelei beim Grafikdesign. Kleider machen Leute? Ich fürchte mittlerweile: ja. Zumindest in dem Sinne, dass man aus dem Corporate Design einer Band durchaus auf deren Selbstverständnis schließen kann.

Da wird der Bandname manchmal einzig mittels des griechischen Buchstabens Ω visualisiert, bei anderen Gelegenheiten – bei welchen, scheint willkürlich entschieden – durch den Schriftzug »Omega«.
Im ersten Fall wiederum geistern typografisch ganz verschieden gestaltete Ω-Zeichen durch die Plattencover, Plakate, Internetseiten und Pressematerialien, im zweiten Falle scheinen die Grafiker den Ehrgeiz gehabt zu haben, möglichst viele verschiedene »wild wuchernde« Schriften auszuprobieren. Die verwegene Vielfalt kann man insbesondere auf den Hüllen der Omega-Singles und denen von Zusammenstellungs-Platten erkennen – zu sehen auch auf der Omega-Homepage (falls die funktioniert).

Diese Omega-eigene Web Site – konzipiert für Nutzer in heutiger Zeit – »besticht« links oben mit einem grafischen Leitelement, nämlich der rund angelegten, von symbolischen Flammen umkränzten Wort-Bild-Marke »Omega« in der Ästhetik von Hüllengestaltungen von Omega-Singles aus der ersten Hälfte der siebziger (!) Jahre. Gleich darunter eine zweite »Omega«-Wort-Bildmarke (beides zusammen nebenstehend) sowie daneben (hier nicht abgebildet) eine dritte »Omega«-Wort-Bildmarke in einem nochmals anderen Design. Da bleibt nur Kopfschütteln.

Noch problematischer wird es, wenn eine willkürlich zusammengefummelte Ästhetik inhaltliche Fehler transportiert. Die deutsche Pressemiteilung zur Tour 2012 ist überschrieben mit – falsch – »50 Jahre Omega Rhapsody« und deren zweite Seite mit – richtig – »50 Jahre Omega«. Aber unmittelbar unter dem Schriftzug »50 Jahre Omega« ist ein Bild platziert, das nicht Omega zeigt, sondern lediglich zwei Mitglieder der Band gemeinsam mit Studiomusikern, die an der CD-Aufnahme »Omega Rhapsody« beteiligt waren.

Auch dass dabei die abenteuerlich anmutende Typografie für die Hauptzeilen dieser Pressemitteilung zur »Rhapsody«-Tour wiederum völlig anders als die ebenfalls fragwürdig wirkende Schrift der CD-Titelgestaltung »Omega Rhapsody« gewählt wurde (Bilder ganz oben), zeigt schmerzlich, dass die Band kein eigenes, treffsicheres visuelles Image gefunden hat.

Und dabei habe ich über die Entwicklung des Grafikdesigns der Plattenhüllen noch gar nicht gesprochen … Wenn Omega einst Glanzpunkte im Plattenhüllendesign aufweisen konnte (die Hüllen zu »10.000 Lépes«, »Éjszakai országút« und »Elö Omega«), scheint die Band seit der peinlich gestalteten Hülle für ihre achte LP »Csillagok útján« (auf der die Musiker in einer Art Fantasie-Nachtwäsche gekleidet zu sehen sind) auf das Niveau einfallsarmer Üblichkeiten abgerutscht zu sein.

Das Omega-Jubiläumskonzert in Dresden findet am 12. Mai 2012 im Kulturpalast statt. Näheres beim Bernd Aust Kulturmanagement.

Die hier gezeigten Bilder entstammen sämtlich Omega-eigenen (Homepage) oder Omega-nahen (Management Nagy) Medien, die extra für Publiziät, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit produziert wurden. Alle Rechte jeweils dort. Sollten mit dieser Veröffentlichung dennoch Rechte verletzt worden sein, bin ich gern zu Absprachen und Korrekturen bereit. Abruf der Omega-Homepage am 11. April 2012.